Und jetzt? Tun wir mal so, als hätten wir eine Hemmung vor uns, der wir nicht von hier bis da über den Weg trauen. Wir sind also misstrauisch und auf jede Gemeinheit eingestellt. Unser Ziel soll nun es sein, diese Hemmung nach allen Regeln der Kunst einzustellen, so einzustellen, daß sie wieder gut läuft. Unverschämt gut. Teilung und Rundlauf des Hemmrades prüfen: (dieser Fehler kann oben nicht simuliert werden) Das ist vielleicht ein etwas exotischer Fehler, aber wenn er auftreten sollte, dann steht man etwas blöd da. Um ihn zu entdecken können wir so vorgehen, daß wir das Hemmrad, Zahn für Zahn durch den Anker führen und dabei den Fall an der Eingangspalette (oder Ausgangspalette) beobachten. Der muß während eines Umgangs des Hemmrades, also an jedem Zahn genau gleich sein. Ist er es nicht, dann liegt ein Teilungsfehler vor, dann entweder das Hemmrad wechseln, oder das Hemmrad überarbeiten oder mit dem Fehler leben. Führen wir erneut die Zähne durch und beobachten, wie weit der Hemmradzahn auf einer Seite (entweder Eingang oder Ausgang) auf Ruhe fällt, dann können wir den Rundlauf prüfen. Sollte sich dieser Fehler zeigen, dann ist das nicht ganz so tragisch wie bei einem Teilungsfehler. Hier kann man meistens nacharbeiten. Palettenstärke überprüfen: (dieser Fehler kann oben auch nicht simuliert werden) Auch dieser Fehler gehört zu der Gattung der "dicken Hunde". Er ist also auch eher selten und wenn vorhanden, dann ist er Zeugnis eines groben Verstoßes gegen die guten Sitten der Uhrmacherei. Wir messen also die breite der Eingangs und Ausgangspalette und stellen zu unserem Entzücken fest, daß diese gleich ist. Bleibt das Entzücken aus, dann müssen wir dafür sorgen, daß sie gleich breit werden, die Paletten. Oder wir kämpfen mit unserem Gewissen und lassen es so wie es ist. Hebung kontrollieren: Die Hebung auf der Eingangs und Ausgangspalette sollte gleich sein. Um diesem Fehler auf die Schliche zu kommen, müssen wir nur einige Zähne des Hemmrades durch den Anker führen und beobachten, ob beide gleich viel auf Ruhe fallen. (Im Modell oben geht das ganz gut, wenn man die Ruhe so ziemlich auf null einstellt. Dann ist die kleinste Abweichung recht schnell zu sehen). Wenn auf beiden Seiten also nicht gleich viel Ruhe da ist, dann müssen wir den Hebewinkel einer Palette nacharbeiten, so daß er gleich dem der anderen Palette wird. Um nun allen Propheten zuvor zu kommen, die da sagen wollen: "Schon schon ... aaaaber, dieser Fehler kann auch durch schief stehende Paletten, durch falsche Abstände der Paletten vom Drehpunkt des Ankers... entstehen", denen gebe ich natürlich Recht und bitte um ein mildes Urteil. Achsabstand einstellen: Jetzt führen wir wieder einige Zähne durch den Anker und beobachten, ob der Fall auf der Eingangs und Ausgangspalette gleich groß ist. Ist er es nicht, dann ändern wir den Abstand zwischen Anker und Hemmrad. Sollte nach dem Einstellen der Fall auf beiden Seiten zu klein sein, dann sind die Paletten zu breit, ist er zu groß, sind sie zu schmal. Aber das sollte nur ganz selten vorkommen. Ruhe einstellen: Jetzt können wir durch verschieben der Paletten den Eingriff so tief stellen, daß der Hemmradzahn weit genug auf Ruhe fällt. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Es kommt hier unter anderem auf die Qualität des Hemmrades und die Aufstellbedingungen der Uhr an. (Erschütterungen und so´n Zeugs verlangen mehr Ruhe an der Hemmung, damit die Uhr sicher läuft.) Den Abfall einstellen: Im Modell oben kann man so schön den kompletten Anker drehen und somit den Abfall schön einstellen. Dieser (der Abfall) sollte sowohl auf der Eingangs- als auch auf der Ausgangsseite gleich weit vom Nulldurchgang des Pendels entfernt sein. Zusammengefasst: Gehen wir in der oben genannten Reihenfolge vor, dann sollten wir eigentlich einen Weg beschritten haben, der es uns ermöglicht, alle Fehler zu entdecken und einen Fehler nach dem Anderen zu beseitigen, ohne das wir eine Sache zweimal anfassen müssen. Eine andere Geschichte ist natürlich, daß die ganze Hemmung mechanisch TipTop sein sollte.(Zustand der Hebe und Ruheflächen und so) Aber alle Theorie ist grau! Daher keine falsche Scheu an den Tag legen, sondern die Random Taste drücken und Spielen, bis alles wie von selber läuft. |